Projektförderung:
Jugendprojekte
in Griechenland
Hintergrund
Zwischen 2016 und 2020 haben wir Projekte in Griechenland von und für Kinder und Jugendliche gefördert, darunter Projekte speziell für Geflüchtete. Diese Förderung ergänzte unser bestehendes Förderprogramm, das auf Deutschland beschränkt ist: Auch in Griechenland ging es ausschließlich um Kinder und Jugendliche.
Aufgrund der Wirtschaftskrise in Griechenland lag die Jugendarbeitslosigkeit 2013 bei fast 50 %, in den Jahren danach betrug sie noch immer mehr als ein Drittel. Dazu kamen Tausende Geflüchtete in Lagern auf den griechischen Insel, meist unzureichend versorgt und mit vollkommen ungewisser Zukunft.
Wir wollten einen Beitrag dazu leisten, die Auswirkungen der wirtschaftlichen und sozialen Krisen auf die junge Bevölkerung abzumildern, und die europäische Solidarität stärken.
Hier stellen einige der geförderten Projekte vor.
2020
Second Tree
Second Tree arbeitet seit zweieinhalb Jahren in den Flüchtlingsunterkünften in der Region Epirus und hat bis jetzt ca. 300 Kinder und Jugendliche erreicht. Die Projekte unterstützen Kinder und Jugendliche mit Bildungsangeboten wie Nachhilfeunterricht und Sprachkurse sowie mit Kreativ-Workshops und Exkursionen in der Freizeit. In einem Rotationssystem wechseln die Teilnehmer*innen alle acht Wochen, damit möglichst viele Kinder und Jugendliche dabei sein können.
Open Cultural Center
Die Organisation Open Cultural Center ist seit 2016 in Griechenland aktiv. Ihr Hauptziel ist, die Integration und Bildung Geflüchteter in der Umgebung zu fördern. Dabei liegt der Fokus auf non-formaler Bildung sowie Sport- und Freizeitaktivitäten.
Hintergrund des Projektes ist, dass momentan ca. 70.000 Geflüchtete in Griechenland leben, aber nur 10 % eine Anstellung finden. Das Gefühl, sich weiterzubilden, gibt vielen Geflüchteten ein Gefühl der Stabilität.
Das Projekt besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil: Im Rahmen des theoretischen Teils werden Lebensläufe geschrieben, Bewerbungsinterviews simuliert und Information zum Arbeitsrecht sowie Sprachkenntnisse vermittelt. Im praktischen Teil wird ein Fahrrad-Verleih-Systems erarbeitet und es gibt einen Fahrrad-Reparatur-Workshop. Diese Fähigkeiten werden nach dem Peer-to-Peer-Prinzip vermittelt.
Zur Evaluierung des Projektes gibt es wöchentliche Koordinationstreffen, monatliche Auswertungstreffen und eine statistische Auswertung.
2019
Full Stack Web Development
Im Jahr 2015 kam eine große Zahl an Geflüchteten nach Griechenland. Für die meisten von ihnen, aber auch für griechische Jugendliche, ist es sehr schwer, sich eine berufliche Perspektive aufzubauen. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei ca. 50 % und ein wirtschaftlicher Aufschwung ist nicht in Sicht. Durch das Projekt „Full Stack Web Development“ sollen die Chancen der Digitalisierung genutzt werden, um Jugendlichen eine Perspektive zu geben.
Der gemeinnützige Verein Social Hackers Academy aus Griechenland bildet junge Menschen im Alter von 16 bis 27 Jahren im Programmieren aus. Zu den Teilnehmenden gehören Asylsuchende, Migrant*Innen und EU-Bürger*Innen, die länger als 12 Monate arbeitssuchend sind.
Im Rahmen des 6,5-monatigen Programms sollen die Teilnehmenden Fähigkeiten im Programmieren von Webseiten und ähnlichem erlernen. Das Programm ist für die Teilnehmenden gebührenfrei, da der Träger deutlich macht, dass Bildung für alle kostenlos zugänglich sein sollte. Ausgebildet werden die Teilnehmenden von ehrenamtlichen IT-Experten*Innen, die seit mindestens sieben Jahren in der Branche arbeiten. Das Programm gliedert sich in 6 Module. Es müssen wöchentliche Aufgaben erfüllt werden, um in das nächste Modul zu gelangen. Neben den Programmierungsfähigkeiten sollen die Teilnehmenden auch lernen, wie sie einen Lebenslauf schreiben und sich auf Online-Jobportalen präsentieren. Das Verhalten in Vorstellungsgesprächen soll ebenfalls geübt werden.
Ziel dieses Projektes ist, dass die Teilnehmenden sich weiterbilden können und in der wachsenden IT-Branche Athens eine Anstellung finden oder freiberuflich arbeiten.
The Diversity Volcano on Tour
Seit einigen Jahren sind Rassismus immer stärker vertreten in der griechischen Gesellschaft. Vor allem sind Regionen mit (vergleichsweise) schlechteren wirtschaftlichen- und sozialen Verhältnissen betroffen.
Um Kindern im Alter von 11-14 Jahren die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen zu erweitern und Respekt gegenüber anderen Kulturen zu erlernen, veranstaltet die Organisation Generation 2.0 for rights equality and diversity Workshops in Schulklassen. Der Verein setzt sich seit mehr als zehn Jahren für Menschenrechte, Gleichstellung und gegen den Rassismus in Griechenland ein.
Das Projekt „The Diversity Volcano on Tour” soll Schüler*innen im Rahmen eines Spiels andere Länder, Kulturen und Religionen näherbringen. Innerhalb von zwei Monaten werden 19 Schulen in drei Regionen Griechenlands besucht. Die drei ausgewählten Regionen: Westliches Attica; Ioannina und Thessaloniki.
Das in einen Workshop integrierte Spiel beinhaltet ein Quiz und eine Diskussionsrunde. Das Quiz gestaltet sich so, dass auf dem Boden eine 3,5x3m große Weltkarte ausgebreitet wird und die Schüler*Innen in zwei Gruppen eingeteilt werden. Die Schüler*Innen müssen Fragen zu den einzelnen Kontinenten beantworten um zum nächsten Kontinent zu reisen. Aus 300 Fragen können die Teilnehmenden aus den Kategorien Sprache, Geographie, Geschichte und Gesellschaft auswählen.
Ziel des Projektes ist, dass die Schüler*Innen ihren Horizont erweitern. Durch das Quiz soll vor allem Respekt und Verständnis für anderen Kulturen entstehen. Die „sustainable development goals“ der Vereinten Nationen werden in diesem Projekt ebenfalls berücksichtigt, da qualitative Bildung und Reduzierung der Ungleichheiten eine Rolle spielt. Am wichtigsten ist jedoch, dass die Kinder sich auch gegenseitig respektieren und im Team arbeiten.
Die Inhalte des Projekts passen sehr gut zu unseren Zielen. Aus diesem Grund versuchen wir, das Projekt anzupassen und mit Schulklassen in Neukölln und Kreuzberg durchzuführen.
2018
Equality Centre for LGBTQ Youth
Zielgruppe: Jugendliche und junge Menschen zwischen 18 und 30
Zeitraum: Januar 2018 – Dezember 2018
In den letzten Jahren wurde in immer mehr Ländern die gleichgeschlechtliche Ehe gesetzlich legitimiert und auch sonst verbessern sich die Zustände für Mitglieder der LGBTQ-Gemeinschaft (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Queer) vielerorts. In Griechenland sind aber Vorurteile und Diskriminierung noch Alltag. Die Jugendorganisation Colour Youth in Athen möchte dies ändern. Unter dem Banner von Demokratie, Menschenrechten und Dialog sollen Respekt und Diversität gefördert sowie Homophobie bekämpft werden. Zu diesem Zweck sollen Konferenzen durchgeführt, Workshops abgehalten und Raum für offene Begegnung und Diskussion gegeben sowie psychologische Unterstützung angeboten werden.
Um die Jugendorganisation und das Engagement der vielen Engagierten zu unterstützen und zu stabilisieren, finanziert die Kreuzberger Kinderstiftung gAG übergangsweise für ein Jahr die Räumlichkeiten der Organisation in Athen. Diese sollen nicht nur bürokratische Zwecke erfüllen, sondern auch einen sicheren Hafen bieten und so auch homosexuellen und queeren Jugendlichen die Möglichkeit bieten, gefahrlos ihre Persönlichkeit ausleben und entwickeln zu können.
2016/2017
Linking Mytilini Youth with Refugee Children
Zielgruppe: Kinder und Jugendliche aus Mytilini (größte Stadt auf Lesbos, ca. 40.000 Einwohner*innen) zwischen 6 und 25 sowie unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bis 18 Jahre.
Zeitraum: April 2016 – Dezember 2017
Die Organisation Metadrasi arbeitet seit Jahren für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Die Mitarbeiter*innen unterstützen sie durch Aktivitäten der Sozialarbeit und setzen sich dafür ein, dass die Kinder und Jugendlichen nicht in staatlichen Auffanglagern („detention centres“) leben müssen, in denen sie verschiedenen Gefahren ausgesetzt sind – zum Beispiel dem Menschenhandel. Mitte Dezember 2015 hat die Organisation eine kindgerechte Unterkunft („Transit Accomodation Facility“) auf Lesbos eröffnet, in der geflüchtete Kinder, die oft Schreckliches erlebt haben, für ein paar Wochen betreut werden.
Das von der Kreuzberger Kinderstiftung finanzierte Projekt sieht gemeinsame Aktivitäten zwischen den in der Unterkunft lebenden Kindern sowie Kindern und Jugendlichen aus Lesbos vor. Eine Wirkung soll auf beiden Seiten erreicht werden: Die lokalen Kinder und Jugendlichen sollen für die Probleme der jungen Flüchtlinge sensibilisiert und zu zivilgesellschaftlichem Engagement motiviert werden. Die geflüchteten Kinder sollen durch die gemeinsamen Freizeitaktivitäten, kreative Bildungsangebote und den Kontakt zu lokalen Jugendlichen ein Stück weit zur Ruhe kommen und ihr Kindsein ausleben können.
Culture Goes Rural“
Zielgruppe: Ungefähr 40 Kinder und Jugendliche (7-25 Jahre) im Ort Kryoneri und der Umgebung. Vor allem Mädchen werden angesprochen.
Zeitraum: April 2016 – Januar 2017
In der Gegend von Kryoneri (Peloponnes) gibt es nur wenige Freizeitmöglichkeiten für junge Menschen. Vor allem Mädchen werden von einigen gesellschaftlichen Aktivitäten ausgegrenzt. Sie nehmen weniger intensiv als Jungen am gesellschaftlichen Leben in der Gemeinde teil – auch wegen traditioneller Wertevorstellungen in ihren Familien. Das Projekt „Culture Goes Rural“ der Organisation Filoxenia schafft Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche, insbesondere junge Frauen, um sie besser in das gesellschaftliche Leben zu integrieren und sie so auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. So können sie über den Tellerrand schauen und sich unabhängig von den Vorstellungen ihrer Familie überlegen, wie ihre Zukunft aussehen soll.
Die Organisation hat mit ähnlichen Aktivitäten bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Projekt findet in einem Kulturzentrum statt, das von der EU gefördert wurde und von vielen lokalen Organisationen (Vereine, Kooperativen, Kirchen, Gemeinde etc.) getragen wird. Das Projekt sieht Workshops in den Bereichen Malen und Zeichnen (mit anschließender Ausstellung), Fotografie-, Musik- und Graffiti-Workshops vor.
Way of the Council
Zielgruppe: Schüler*innen (15-17 Jahre) in der Region Arta in Epirus. Die Region gilt als die ärmste Griechenlands. Es gibt dort nur wenige Angebote für Jugendliche.
Zeitraum: September 2016 – April 2017
In griechischen Schulen wird Demokratie vor allem theoretisch behandelt. In der Region Arta kommt hinzu, dass es keine parteipolitisch neutralen Jugendorganisationen gibt, in denen Jugendliche sich engagieren können. Daher soll mithilfe junger Mitarbeiter*innen der Organisation Inter Alia ein Jugendrat gegründet und bei der Umsetzung seines ersten Projekts unterstützt werden. Die Jugendbeteiligung in Epirus soll so gestärkt werden. Ein übergeordnetes Ziel dieser Maßnahmen ist auch, demokratiefeindliche Entwicklungen zu bekämpfen.
In einem ersten Schritt besucht das Team von Inter Alia mindestens acht Schulen, um dort Demokratie-Workshops durchzuführen. Anschließend sollen an einem intensiveren Engagement interessierte Schüler zu Treffen außerhalb ihrer Schule eingeladen werden und mit ihnen überlegt werden, welches Projekt sie durchführen wollen. Auf einem „Final Event“ soll dann aus mehreren Vorschlägen ein Projekt gewählt werden, das in die Tat umgesetzt wird. Dafür ist eine (begrenzte) Finanzierung vorgesehen. Auf dem „Final Event“ soll auch die Struktur des Jugendrates beschlossen werden. Anschließend werden die Jugendlichen von Inter Alia-Team dabei unterstützt, den Jugendrat aufzubauen – als formale Organisation oder als informelle Gruppe.
Step Kids
Zielgruppe: Kinder verschiedener Hintergründe im Alter zwischen 6 und 12 in Kypseli (Stadtteil von Athen)
Zeitraum: September 2016 – September 2017
Im Athener Stadtteil Kypseli leben viele Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund. Viele der hier lebenden Kinder sind nicht in die griechische Gesellschaft integriert. Sie sprechen nur schlecht Griechisch und einige müssen bereits sehr früh Verantwortung für sich und z.B. ihre Geschwister übernehmen. Sie haben wenige Möglichkeiten, ihre kindlichen Bedürfnisse auszuleben. Dies führt zu Ungeduld, Eigensinn und rüdem Verhalten. Das Projekt “Step Kids”der Organisation ELIX-Conservation Volunteers Greece erlaubt ihnen, Kind zu sein und stärkt ihre Persönlichkeitsentwicklung.
In diesem Projekt ist die Einbindung von jungen Freiwilligen zentral. ELIX verfügt über eine jahrzehntelange Erfahrung in der Arbeit mit Freiwilligen.
Junge Freiwilligen aus Athen und Pädagog*innen der Organisation werden in wöchentlichen Kreativ-Workshops Werte wie Respekt, Toleranz, Vertrauen, gegenseitiges Verständnis vermitteln. Sie nutzen spielerische Methoden, um den Kindern einen Raum für ihre Persönlichkeitsentwicklung zu geben. Die Gemeinde Athen unterstützt das Projekt mit der kostenlosen Bereitstellung von Räumlichkeiten.
The Other in Me
Zielgruppe: Schülerinnen und Schüler (13-16 Jahre) verschiedener Hintegründe. Insgesamt sollen 750 Schülerinnen und Schüler von 25 Schulen erreicht werden.
Zeitraum: voraussichtlich November 2016 – Oktober 2017
Seit dem Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise hat sich die Situation von Minderheiten in Griechenland weiter verschlechtert. Viele in der griechischen Gesellschaft suchen die „Schuldigen“ der Krise unter Einwander*innen und anderen Minderheiten. Die von Jugendlichen und jungen Erwachsenen geführte Organisation Generation 2.0 setzt sich gegen jegliche Art von Diskriminierung ein, insbesondere in Bezug auf Geschlecht, Herkunft, sexuelle Orientierung, sozialen Status und Behinderungen.
Der Umgang mit Diversität wird an griechischen Schulen nur wenig thematisiert. Das Projekt „The Other in Me“ setzt hier an: In Workshops und Seminaren an Schulen soll der Umgang mit Vielfalt geübt werden und Mobbing und Diskriminierung bekämpft werden. Die Organisation „Generation 2.0“ will so auch einen Beitrag für alternative und modernere Unterrichtsformen leisten.
2016
Politics Shaped by the Citizens
Zielgruppe: Jugendliche zwischen 16 und 25 (landesweit)
Zeitraum: April – Dezember 2016
In Griechenland vergeht kein Tag, in dem nicht über die Entscheidungen der Europäischen Union und der Euro-Gruppe diskutiert wird. Die Menschen spüren deren Auswirkungen direkt. Viele Beschlüsse werden von weiten Teilen der griechischen Bevölkerung sehr negativ gesehen, insbesondere in Bezug auf Sparmaßnahmen. Das bedeutet aber nicht, dass die Menschen in Griechenland die europäische Einigung ablehnen. Besonders aktive Europäerinnen und Europäer sind die Jugendlichen, die sich beim European Youth Parliament Greece engagieren.
Das Ziel der Jugendorganisation ist es, junge Menschen dazu zu bewegen, sich als Bürger Europas zu verstehen und in diesem Sinne zu handeln. Die Kreuzberger Kinderstiftung gAG fördert zwei viertägige Konferenzen (eine in Athen im April, eine in Thessaloniki im Dezember), während der die Jugendlichen verschiedene europäische Herausforderungen diskutieren und in einem Planspiel eine Sitzung des Europäischen Parlaments simulieren. Das Motto der diesjährigen Konferenzen lautet: „Politics shaped by the Citizens“. Dem European Youth Parliament Greece ist es ein Anliegen, Jugendliche für die Teilnahme zu begeistern, die sich bisher wenig für Politik interessiert haben.
Refugee Compass
Zielgruppe: 18-27-jährige Flüchtlinge und lokale Jugendliche bilden eine Beratungsgruppe, die andere junge Flüchtlinge (12-27) berät und Freizeitaktivitäten für sie organisiert.
Zeitraum: Mai-Dezember 2016
In Athen leben Tausende Flüchtlinge. Viele von ihnen sind obdachlos. Ihre Versorgung wird oft engagierten Bürgerinnen und Bürgern überlassen. Die Idee des Projekts “Refugee Compass” der Organisation Greek Council for Refugees ist es, eine Gruppe aus fünf jungen Geflüchteten aufzubauen, die dazu befähigt werden, sich für noch jüngere Flüchtlinge zu engagieren. Sie sollen Beratungsgespräche durchführen und Freizeitangebote organisieren. So helfen sie, sich in dem Land zu orientieren. Durch die Übernahme von Verantwortung wird zudem ihre Integration in die griechische Gesellschaft gefördert.