Wir weiten unser Stipendienprogramm auf ganz Deutschland aus

Seit 2009 ermöglicht die Kreuzberger Kinderstiftung Mittel- und Realschüler*innen ein Schuljahr im Ausland. Fast 300 Jugendliche aus Berlin und den neuen Bundesländern wurden bereits mit einem Stipendium gefördert. 2016 weiten wir das Programm auf das gesamte Bundesgebiet aus.

“Being young and going abroad”: Eine Studie über das Auslandsjahr

Von September 2014 bis August 2015 beauftragte die Kreuzberger Kinderstiftung Gian-Louis Hernandez im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie die Wirkung des Stipendienprogramms für Mittel- und Realschüler/innen der Kreuzberger Kinderstiftung zu untersuchen. Mit diesem Stipendium erhält die Zielgruppe die Chance, ein Schuljahr im Ausland zu verbringen. Noch immer gehen 95 % der Austauschschüler/innen auf Gymnasien. Ziel der Studie war es, die Prozesse des Programms sowie die Langzeitwirkung der Erfahrungen im Ausland zu untersuchen.

Die vorliegende Arbeit benennt und evaluiert die Auswirkungen eines Auslandsschuljahres auf die persönliche Entwicklung von Mittel- und Realschüler/innen. Grundlage ist eine Fallstudie im Rahmen derer halbstrukturierte, qualitative Interviews mit einer repräsentativen Anzahl ehemaliger Stipendiat/innen der Kreuzberger Kinderstiftung geführt wurden. Die Studie ist die umfangreichste und einzige dieser Art. Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass Realschüler/innen in vielfacher Hinsicht genauso von einem Auslandsjahr profitieren wie Gymnasiast/innen:

Zum einen ermöglicht ein einjähriger Auslandsaufenthalt den Erwerb des sogenannten “transnationalen Humankapitals”, also Fremdsprachenkenntnisse und interkulturelle Fähigkeiten. Bisher haben Kinder aus bessergestellten, bildungsbewussten Familien deutlich bessere Aussichten auf ein Schuljahr im Ausland, da hier häufig ein Bewusstsein dafür herrscht, dadurch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Die Interviews mit den Stipendiat/innen sind geprägt von ihren Lernerfahrungen im interkulturellen und sprachlichen Bereich (nicht nur in der Weltsprache Englisch). Fast alle bestätigen, dass der Erwerb dieser Kompetenzen eine prägnante Rolle in ihren Auslandsaufenthalt spielte und immer noch nachwirkt. Es wird deutlich, dass es sich lohnt, hier zu investieren – gerade bei einer Zielgruppe, die über vergleichsweise wenig Förderung und eigenes Lernkapital verfügt.

Des Weiteren wird durch das Stipendium der Kreuzberger Kinderstiftung denjenigen Jugendlichen, die sonst keine Möglichkeit hätten, Kontakte im Ausland aufzunehmen, die Teilhabe an einer globalen Öffentlichkeit ermöglicht. Die Teilnehmer/innen geben an, dass sie sich immer noch für globale Zusammenhänge interessieren und sich regelmäßig über das Geschehen in ihren Gastregionen informieren. Häufig stehen die Jugendlichen auch noch in Kontakt mit ihren Gastfamilien.

Zuletzt zeigt die Studie positive Auswirkungen im Bereich der Berufsqualifizierung durch den Auslandsaufenthalt. Alle Stipendiat/innen bestätigen, dass sie ihre Auslandserfahrungen gewinnbringend in ihren weiteren beruflichen Werdegang einbringen konnten. Die meisten sehen sich immer noch in der Lage, Sprachkenntnisse anzuwenden, die sie während des Auslandsjahres erworben haben.

Darüber hinaus hatten die Erfahrungen der Jugendlichen wesentliche Auswirkungen auf ihre Persönlichkeitsentwicklung. Die Interviewten stellen fest, dass sie durch das Jahr anpassungsfähiger und selbständiger geworden sind.

Die vorliegende Fallstudie trägt dazu bei, die positiven Auswirkungen zu verstehen, die ein Auslandsjahr auf das Leben dieser speziellen Gruppe an Teilnehmer/innen hat, die in der Literatur zum Schüleraustausch ebenso wie bei den Teilnehmerzahlen der Austauschorganisationen systematisch unterrepräsentiert ist.

Die Kreuzberger Kinderstiftung stellt als bisher einzige Stiftung die Zielgruppe der Mittel- und Realschüler/innen ins Zentrum ihrer Arbeit im Bereich Auslandserfahrungen. Die Masterarbeit von Gian-Louis Hernandez zeigt, dass sie mit ihrem Stipendienprogramm ihr Ziel in zweifacher Weise erreicht. Zum einen ermöglicht sie einer vom Schüleraustausch weitgehend unbeachteten Gruppe den Zugang zu Auslandserfahrungen. Zum anderen wirken diese sich positiv auf Bildungskarrieren und Persönlichkeitsbildung der teilnehmenden Jugendlichen aus.

Hier finden Sie die gesamte Masterarbeit.

Jugendhilfe und Geflüchtete in Berlin

Um geflüchtete Kinder und Jugendliche in der Stadt willkommen zu heißen, haben wir ein neues Förderprogramm aufgelegt. Wir unterstützen Projekte, die Freizeit- und Bildungsprogramme ermöglichen, interkulturelle Begegnungen organisieren oder den Menschen direkt helfen. Insbesondere fördern wir Projekte, die sich an geflüchtete und nicht geflüchtete Kinder und Jugendliche gemeinsam richten.